Seit dem Jahr 2008 wird der von der UN Generalvollversammlung initiierte internationale Tag der Demokratie weltweit am 15. September begangen. Mehr als je zuvor wird vor dem Hintergrund der aktuellen Geschehnisse in Europa und Syrien deutlich welche große Anziehungskraft die Demokratien und insbesondere die westlichen auf die Menschen haben, die derzeit in ihren eigenen Ländern vor Chaos, Krieg und massiver Not in das sicher und frei und wohlhabende perfekt geglaubte Westeuropa, am liebsten nach Germany flüchten.
Die abendländischen Philosophen haben zur Entwicklung der Demokratie wie wir sie heute verstehen wichtige Grundsteine gelegt. Dennoch wäre es zu kurz gegriffen alle parlamentarische und demokratische Struktur alleine der antiken athenischen Polis zuzuschreiben. Dass der Mensch von Natur aus ein politisches Wesen sei, hat so denn auch bereits der antike Philosoph Aristoteles festgestellt. Wie er überhaupt die erste große Abhandlung über das Wesen der Demokratie und ihre ordnenden Strukturen verfasste. Als ihre wichtigste Grundlage postulierte er das, was auch wir heute als den Kern jeder echten Demokratie schätzen: Die Freiheit der Bürgerinnen und Bürger. Diese Freiheit wird jedoch unterschiedlich interpretiert. Im antiken Athen z.B. wurde sie nicht allen Menschen zuteil, sondern lediglich den männlichen Vollbürgern ab 30 Jahre, die einen eher geringen Teil der Gesamtbevölkerung ausmachten. Frauen, Sklaven |
und Ausländer waren von den Grundrechten auf Mitbestimmung in der Regierung ausgeschlossen. Und das sah selbst Aristoteles als gerecht an. Insofern kannte die attische Demokratie zwar das Wahlrecht und Verfassungs- und entscheidungsgebende Versammlungen, aber nicht das allgemeine, gleiche und geheime Wahlrecht. Die neu gewonnene Gleichberechtigung beschränkte sich auf die Gruppen des Adel, der Reichen und der restlichen Vollbürger. |
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Das römische Reich entwickelte in der Folge in der Antike vor allem einen modernen bürokratisch hochentwickelten Verwaltungs- und Staatsapparat, der unserem heutigen durchaus ähnelte - ansatzweise mit demokratischen Elementen, muss man dazu sagen. Bekanntermaßen folgten dem späteren Zerfall der römischen Republik die langen weitgehend düsteren Jahrhunderte des Mittelalters. Erst das Zeitalter der Aufklärung brachte die Freiheit erneut nach Europa zurück. Der Philosoph Jean-Jacques Rousseau etablierte hier im Jahr 1762 mit seiner Schrift Du contrat social ou principes du droit politique. (Vom Gesellschaftsvertrag oder Prinzipien des Staatsrechtes) das Prinzip der Volkssouveränität, wodurch Herrscher und Beherrschte nun gleichgesetzt wurden. Bis zur französischen Parole "Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit" dauert es aber weitere einhundert Jahre. Auch vergessen wir manchmal, dass das Frauenwahlrecht in Deutschland noch nicht einmal 100 Jahre alt ist und im Zuge einer Revolution, der Novemberrevolution am 12. November 1918 eingeführt wurde. Die Schweiz führte das Frauenstimmrecht erst 1971 ! auf Bundesebene ein, in Liechtenstein dauerte dies sogar | ____________________________________________________________________
bis zum Jahr 1984! In einingen Staaten tut man sich noch heute damit schwer das Frauenwahlrecht oder überhaupt die Demokratie zuzulassen, Verwüstungen und erbitterte Kämpfe sind teilweise die Folge. Wobei auch zu bemerken ist: gerade in diesem Herbst durften Frauen in Saudi-Arabien das erste Mal bei Kommunalwahlen an die Urnen. Es ist also etwas in Bewegung. Die persönlichen Freiheiten, die gerade wir und Menschen in anderen west- und inzwischen auch osteuropäischen Staaten genießen dürfen stellen eine wirklich außerordentliche Errungenschaft dar, für die über Jahrhunderte, ja Jahrtausende gerungen und gekämpft wurde. Dafür können wir dankbar sein. Um diese zu erhalten ist aber auch Engagement erforderlich. Freiheit ist ein hohes Gut, das geschützt und immer wieder neu erobert werden will. Wir können uns glücklich schätzen, dass wir eine vielfältige wie friedliche globale Protestkultur haben, viele Menschen, die damit auch außerhalb der Politik Verantwortung übernehmen, um demokratische Strukturen und Inhalte zu stärken.
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