Bereits in der frühen griechischen Antike haben Menschen vegetarisch gelebt. Dies ist für die Zeit seit dem 6. Jahrhundert v. Chr. nachgewiesen. Für viele mag der Grund einer fleischarmen Ernährung ihre Armut gewesen sein. Aber für andere Menschen aus den wohlhabenderen Schichten waren es ethische und religiöse Gründe, die zu einem freiwilligen Verzicht auf Fleisch und Eier führten. Es waren führende Philosophen und Dichter sowie ihre Schüler*innen und Anhänger, die das damals übliche Tieropfer ablehnten. Um den Philosophen und Mathematiker Pythagoras (um 570 - 510 v.Chr.) hatte es eine regelrechte vegetarische Bewegung gegeben. In der von ihm geleiteten Schulgemeinde wurde aus religiösen Gründen ausschließlich vegetarisch gegessen. Pythagoras ist noch heute vielmehr als Mathematiker mit seinem "Satz des Pythagoras" aus der Geometrie bekannt. Dass er als Vater des Vegetarismus gilt, wissen hingegen wenige. Sein Einfluss auf die fleischlos lebenden Menschen war jedoch so groß, dass Vegetarier über Jahrhunderte hinweg bis zur Einführung des Wortes Vegetarismus in der Neuzeit als Pythagoräer bezeichnet wurden. |
Da Pythagoras keine eigenen Schriften hinterlassen hat und seine Lehren lange Zeit nur mündlich überliefert wurden, gibt es sehr unterschiedliche Aufassungen über sein Lebenswerk. Sicher ist, dass er seine legendäre Schule, in der auch Frauen zugelassen waren, in Unteritalien in der griechischen Kolonie Kroton gegründet hat, nachdem er dorthin im Alter von 40 Jahren auswanderte. Er soll dort an der Gesetzgebung und Verfassung der Stadt maßgeblich mitgewirkt haben und war insofern nicht nur philosophisch, sondern auch politisch einflussreich. Seine Schule, in der der Vegetarismus praktiziert wurde, wurde im 4. Jahrhundert v. Chr. aufgelöst, 200 Jahre später jedoch erneut eröffnet.
Er wie weitere frühe antike Philosophen hatten ein anderes Verständnis von der Natur und von der Seele als wir heute in der westlichen Hemisphäre. Sicher ist, dass Pythagoras von der Seelenwanderung nach dem Tod ausging, und diese hat er auch den Tieren gleichberechtigt zugesprochen, Zufolge seiner Lehre können die Seelen auch zwischen Mensch und Tier wandern. Insofern war es nicht möglich, Tiere zu schlachten und zu essen. Platon (428 - 348 v Chr.) und dessen Schüler Aristoteles (384- 324 v. Chr.) hatten zwar frühere Mythen abgelöst und das Zeitalter der Wissenschaft begann bereits mit Pythagoras. Noch Aristoteles sprach aber von der "empfindenden Tierseele". Ein wissenschaftlicher Befund, der auch heute wieder an Bedeutung gewinnt und psychologisch nachweisbar ist.
Platon als der einflussreichste antike Philosoph stand mit den Pythagoräern seiner Zeit in enger Verbindung. Er hat sehr wahrscheinlich ebenfalls vegetarisch gelebt, Man geht davon aus, dass Vegetarier in der Antike vor allem unter den Platonikern und den späteren Neuplatonikern zu finden waren, bei denen ethisches Verhalten bedeutend war. Interessant ist jedoch auch, dass bereits Platon über den aufwendigen landwirtschaftlichen Flächen- und Futterverbrauch für die Fleischverversorgung schrieb.
Andere philosophische Schulen wie die der Stoiker und der Epikureer lehnten den Fleischverzicht dagegen kategorisch ab. Wie heutzutage gab es zum Verzehr von Fleisch und dem Töten von Tieren vollkommen unterschiedliche Positionen, Befürworter und Gegner, wobei ethische wie religiöse, aber auch gesundheitliche und eben auch landwirtschaftliche Gründe herangezogen wurden.
Um den Fleischverzehr grundsätzlich abzulehnen brauchte es jedoch offensichtlich nicht, wie heute, der grausamen und die Tiere brutal ausbeutenden Massentierhaltung. Dass das Schlachten damals tierfreundlicher war, darf bezweifelt werden. Für den europäischen Raum sind für damals und spätere Zeiten viele historische Größen wie etwa das Universalgenie Leonardo da Vinci, der Philosoph Voltaire, der russische Schriftsteller Tolstoi oder deutsche der Dichter Wilhelm Busch, nicht zuletzt der Philosoph Arthur Schopenhauer u.v.a.m. bekannt. Sie lehnten das Schlachten von Tieren als einen grausamen Akt der Barbarei des Menschen massiv ab.
Interssant ist auch, dass das Christentum, das sich durchaus an den platonischen und neuplatonischen Ethiklehren orientierte, das Töten und Essen von Tieren schließlich grundsätzlich billigte, während den Urschristen noch eine vegenatrische Lebensweise zuerkannt wird. Das Fleischessen ist insofern in christlich geprägten Ländern, anders als in Teilen Asiens, weit verbreitet und Vegetarier bildeten immer nur eine kleine Minderheit. Dies hat sich jedoch in jüngster Zeit in recht großem Stil geändert. Das Angebot an vegetarischen und veganen Lebensmitteln dürfte noch nie so groß und so populär gewesen sein wie heutzutage.
Karin Jansen staph for YOU and YOU for staph